„Das Pilgern ist wie eine innere Goldmedaille“

Pastoraltheologe über die verschiedenen Typen von Pilgern

In: Domradio.de, 26.12.2016

Den typischen Pilger? „Den gibt es nicht“, sagt der Trierer Theologe Martin Lörsch, Mitautor des Buches „Abenteuer Pilgern“ von der Sankt Jakobusbruderschaft. Die Menschen würden sich aus den verschiedensten Gründen auf den Weg machen. Welche das sind, erzählt er im Interview.

KNA: Was ist die erstaunlichste Erkenntnis, die Sie durch die Arbeit an ihrem Buchprojekt zu Thema „Pilgern“ gewonnen haben?

Martin Lörsch: Für mich persönlich ist es vor allem die Vielfalt der Motive, warum jemand den Jakobsweg geht. In dem Buch sind diese unterschiedlichen Typen dargestellt. Die Forschungsergebnisse enthalten wichtige Hinweise für die Verantwortlichen für Pilgerseelsorge entlang des Jakobswegs. Diese können ein besseres Gespür für die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen auf dem Weg entwickeln und ihre Angebote zielgenauer anbieten. „Das Pilgern ist wie eine innere Goldmedaille“ weiterlesen

Wenig Wahl, viel Kampf und Hass

Ein Streifzug durch die USA in den Wochen vor der Präsidentschaftswahl

Die bevorstehende US-Präsidentenwahl polarisiert weltweit wie wohl keine zuvor. Was denken amerikanische Bürger über diesen Urnengang? Vom besorgten Pastor, der in Donald Trump einen gefährlichen Rassisten sieht, bis zur jungen Latina, die in einer linken Studentenstadt für dessen Sieg kämpft – Eindrücke von einem einmonatigen Streifzug von der Ost- zur Westküste.

Washington, DC

Herbstzeit ist Kurzurlaubszeit für Lamar (Name geändert), 43 Jahre alt, und seine fünfköpfige Familie. Beim Ausflug in die Hauptstadt wollten sie eigentlich das neue Museum der afroamerikanischen Geschichte und Kultur Amerikas besuchen. Doch die Schlange vor der Sehenswürdigkeit ist ewig lang, sodass der Pastor einer Baptistenkirche in Tennessee stattdessen im Museum der indianischen Kultur gelandet ist. Das passt gut, denn als Schwarzer interessiert sich Lamar für die Situation von Minderheiten. Schnell kommt man mit ihm ins Gespräch über die schwierige Lage vieler Afroamerikaner. Lamar stammt selbst aus einem sozialen Brennpunkt, er hat den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft. Wenig Wahl, viel Kampf und Hass weiterlesen

„Die Mariensäule ist mein Leben“

Für 150 Jahre altes Denkmal seilt sich Michael Blum 35 Meter ab

In: Paulinus, katholisch.de u.a., 8. Oktober 2016

Seit 150 Jahren thront die Mariensäule über den Dächern von Trier. Für Michael Blum gehört das Wahrzeichen zur Familie: Wie schon sein Großvater reinigt er es ehrenamtlich – und seilt sich dafür bis zu 35 Meter ab.

Endlich geschafft! Eine Schulklasse auf Wandertour macht es sich am Fuß der Trierer Mariensäule gemütlich. Dort oben, auf den Stufen des Denkmalsockels in 180 Metern Höhe über dem Moseltal, genießen die Jugendlichen den Blick auf die Römerstadt. Bei dem herrlichen Panorama fällt es kaum auf, dass viele der mitgebrachten Tüten und Verpackungen auf dem Boden landen, wo sie sich mit den vorhandenen Scherben von Bierflaschen vermischen. „Die Mariensäule ist mein Leben“ weiterlesen

Regentin statt Richterin

Syrerin Ninorta Bahno wird zur Trierer Weinkönigin gekrönt

In: Welt online, N24.de, Saarbrücker Zeitung u.a., Juni bis August 2016
Text und Fotos: © Michael Merten

Vor vier Jahren floh sie vor dem Krieg in ihrem Heimatland Syrien – am 3. August wird Ninorta Bahnho zur Trierer Weinkönigin gekrönt. Es ist die Geschichte einer Integration in Siebenmeilenschritten.

Mit wachsamem Blick beobachtet Ninorta Bahno die Handbewegungen von Renate Kreber. An einem verregneten Nachmittag im Juni ist die 25-jährige Syrerin eine wissbegierige Schülerin in einem Trierer Weinberg. Von der 79-jährigen Winzerin lässt sie sich zeigen, wie man die Weinreben so festbindet, dass sie gerade nach oben wachsen. Eigentlich hat Bahno jetzt Feierabend, doch das spielt für sie keine Rolle: Sie will mehr über die Winzerhandwerkskunst erfahren. Regentin statt Richterin weiterlesen

Weder großer Kaiser noch grausamer Despot

Drei Trierer Museen zeigen Nero in neuem Licht

In: Paulinus, 22. Mai 2016
Text und Fotos: © Michael Merten

Den römischen Kaiser Nero betrachten viele Menschen noch immer als grausamen Tyrannen, der Rom anzündete. Drei Trierer Museen zeigen ihn in neuem Licht und verdeutlichen mit einer großen Nero-Schau, wie veraltet dieses Bild ist.

„Was? Wie können Sie denn eine Ausstellung über diesen Mann machen?“, gibt Elisabeth Dühr Reaktionen auf die Ankündigung wieder, eine große Schau über den römischen Kaiser Nero zu machen. Nero, das ist für viele Menschen noch immer der Inbegriff des unmoralischen Despoten, der furchtbar gegen die frühen Christen wütete. Durch die christliche Überlieferung, noch viel stärker aber durch Hollywoodfilme wie „Quo vadis?“ ist dieses Bild geprägt, sagt die Leiterin des Stadtmuseums Simeonstift in Trier. Weder großer Kaiser noch grausamer Despot weiterlesen

Mit Sambarhythmen durch die Nacht

14.000 Athlethen beim 11. ING Night Marathon Luxembourg 2016

Text: © Michael Merten
Foto: © ING Night Marathon Luxembourg

Dieser Beitrag ist im Marathon Jahrbuch 2016 von Marathon4you erschienen (http://www.marathon4you.de/marathon-jahrbuch)

2006 fiel im Großherzogtum Luxembourg erstmals der Startschuss zum ING Night Marathon. 2016 waren bei der 11. Auflage erneut 14.000 Athleten in der weltoffenen, internationalen Stadt am Start. Drei Streckenrekorde wurden dabei aufgestellt, es war eine rauschende Sportnacht.

Ich selbst bin 2009 und 2010 den Marathon gelaufen. Mit seinen 300 Höhenmetern ist es ganz klar eine Herausforderung – doch wer sich ihr stellt, wird mit faszinierenden Lichteffekten, Sambarhythmen, 100.000 begeisterten Zuschauern und einer außergewöhnlichen Stimmung belohnt, wie sie nur ein Marathon in den Abendstunden bieten kann. Hier mein Erfahrungsbericht.

Eine außergewöhnliche Stimmung herrscht in den Starterblocks vor den Hallen der Lux-Expo. Keine verschlafenen Blicke von Läufern, die sich in aller Frühe aus dem Bett gequält haben und nun in der Morgenkälte bibbernd auf den Startschuss warten, wie man es von Frühjahrsläufen gewöhnt ist. Mit Sambarhythmen durch die Nacht weiterlesen

„Ich setze meine Kinder nicht in so ein Boot“

Wie syrische Flüchtlinge in der türkischen Grenzregion leben

In: Luxemburger Wort, 16. Januar 2016
Text und Fotos: © Michael Merten

In der Region um Antakya, der arabischsten Stadt der Türkei, leben seit Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland viele syrische Flüchtlinge – in höchst unterschiedlichen Situationen: Einige sind vergleichsweise gut integriert, andere leben in Armut. Ein Lagebericht aus dem Grenzgebiet zu Syrien.

Mit einem schüchternen, doch freundlichen Lächeln serviert Reem dem Reporter einen türkischen Kaffee und ein Wasser. Lange hat die 23-Jährige keine Gäste mehr bewirtet – seit sie vor drei Jahren mit ihrem Mann und den beiden kleinen Kindern aus Syrien geflohen ist. Jetzt wohnt sie in Apaydin, einem kleinen türkischen Dorf nur wenige Kilometer von der Grenze zum Kriegsgebiet entfernt. „Das ist schon das neunte Haus, in dem wir Untermieter sind“, berichtet sie. Ihr Mann kommt täglich raus, er hat Gelegenheitsjobs als Maler; für Reem gibt es nur die bescheidene Wohnung und ihre Kinder. Bis auf den monatlichen Besuch bei ihrem Bruder, der im gleichen Dorf wohnt, hat sie kein Sozialleben. „Ich setze meine Kinder nicht in so ein Boot“ weiterlesen

„Theater in Luxemburg wäre für mich ein Traum“

Schauspielerin Barbara Philipp aus Wittlich ist nicht nur aus dem Tatort bekannt

In: Luxemburger Wort, 2. Januar 2016

Text: © Michael Merten
Foto: © Chris Marmann, Wittlich

Als Kind der Eifel hat es die Schauspielerin Barbara Philipp weit gebracht: Millionen Zuschauer sahen sie als Assistentin im furiosen Nach-Weihnachts-Tatort. Dem „Luxemburger Wort“ verriet die Wahl-Berlinerin ihre Vorlieben.

Sonntagsabends, 20.15 Uhr, ist Krimizeit in Millionen Wohnzimmern im deutschsprachigen Raum. So auch am 27. Dezember, als sich viele Zuschauer mit dem Tatort von den stressigen Weihnachtstagen erholen wollten. Doch die übliche Abfolge aus Mordopfer-Ermittler-Verdächtigem-wahrem Täter war es nicht, die mit dem Wiesbadener Tatort „Wer bin ich?“ serviert wurde. „Theater in Luxemburg wäre für mich ein Traum“ weiterlesen

Der Beulendoktor

Portrait des früheren Luxemburger Generalvikars Erny Gillen

In: Christ & Welt in der ZEIT, 17. Dezember 2015

Vor einem Jahr zählte Papst Franziskus die Kurierkrankheiten auf, aber niemand ging zum Arzt. Niemand? Doch – der frühere luxemburgische Generalvikar Erny Gillen. Was veranlasste den Kirchenmann im kleinen, aber reichen Bankenstaat, sich von seinen Spitzenposten zu verabschieden und ein Buch mit radikalen Therapien für die Kurie zu schreiben?

Das Portrait unter:
http://www.christundwelt.de/themen/detail/artikel/der-beulendoktor/

Pionier der schulgeldfreien Erziehung

Vor 450 Jahren wurde der heilige Pierre Fourier geboren

In: Trierischer Volksfreund, 30. November 2015

Er war ein Pionier der schulgeldfreien Erziehung: Vor 450 Jahren, am 30. November 1565, wurde der heilige Pierre Fourier in Lothringen geboren. Seine Vision von Bildung für Mädchen auch aus armen Familien war wegweisend.

Trier (KNA) Bildung – und dann auch noch für Mädchen? Auch für arme Mädchen, gar für solche aus protestantischen Familien? Ein kühner, ein unerhörter Gedanke im Europa des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Als der junge Pfarrer Pierre Fourier im Juli 1598 in Poussay die erste öffentliche schuldgeldfreie Mädchenschule Lothringens eröffnet, ist er einer der europaweiten Pioniere. Pionier der schulgeldfreien Erziehung weiterlesen