„Theater in Luxemburg wäre für mich ein Traum“

Schauspielerin Barbara Philipp aus Wittlich ist nicht nur aus dem Tatort bekannt

In: Luxemburger Wort, 2. Januar 2016

Text: © Michael Merten
Foto: © Chris Marmann, Wittlich

Als Kind der Eifel hat es die Schauspielerin Barbara Philipp weit gebracht: Millionen Zuschauer sahen sie als Assistentin im furiosen Nach-Weihnachts-Tatort. Dem „Luxemburger Wort“ verriet die Wahl-Berlinerin ihre Vorlieben.

Sonntagsabends, 20.15 Uhr, ist Krimizeit in Millionen Wohnzimmern im deutschsprachigen Raum. So auch am 27. Dezember, als sich viele Zuschauer mit dem Tatort von den stressigen Weihnachtstagen erholen wollten. Doch die übliche Abfolge aus Mordopfer-Ermittler-Verdächtigem-wahrem Täter war es nicht, die mit dem Wiesbadener Tatort „Wer bin ich?“ serviert wurde. Stattdessen: Illusion, Konfusion, Verwirrung, aber auch jede Menge ironischer Anspielungen auf die ganze Filmbranche. Kommissar Felix Murot, gespielt von Ulrich Tukur, trifft auf den Schauspieler Ulrich Tukur, der des Mordes verdächtigt wird – ein Film im Film. Und an seiner Seite Assistentin Magda Wächter, kongenial verkörpert von Barbara Philipp.

Schauspielerischer Ritterschlag

Die 1965 in Wittlich geborene Schauspielerin ist als Magda Wächter zum festen Stern am unverrückbaren Sonntagabend-Fernsehhimmel der Deutschen geworden. Ein „schauspielerischer Ritterschlag“, so hat sie die Rolle einmal bezeichnet. Schon der vorherige Wiesbaden-Krimi „Im Schmerz geboren“ sorgte mit rund 50 Toten und einer künstlerischen Umsetzung für Furore, und auch der letzte Film spielte mit dem Genre und seinen Eigenarten. Als Persiflage auf die Eigenarten, den Neid untereinander, die Eitelkeiten der Schauspieler sieht Philipp den Film. Sich selbst sieht sie als „Sidekick“ Murots: Magda Wächter „muss sich nicht mit den Männern messen, sie kann elegant, etwas ,madamig‘ sein und die Männer mit weiblicher Intuition lenken.“
Intuition brachte auch die junge Barbara nach ihrem Abitur in Wittlich zum Theater – zunächst jedoch als Praktikantin für Kostüm- und Bühnenbild in Trier. „Ich habe aber früh gemerkt, dass es mich doch auf die Bühne zieht“, sagt sie.

Im Fernsehen erstmals 1997

In Berlin studierte sie Germanistik und Theaterwissenschaften, in Berlin Düsseldorf und New York lernte sie die Schauspielerei. Fortan stand sie unter anderem beim Berliner Ensemble, beim Staatsschauspiel Dresden und beim Theater am Halleschen Ufer in Berlin auf der Bühne. Im Fernsehen war sie erstmals 1997 in der Serie „Die Kids von Berlin“ zu sehen. Zwei Jahre später folgte ein kurzer Auftritt als Barfrau im Tatort „Das tödliche Labyrinth“ mit dem inzwischen abgesetzten Berliner Kommissar Ritter (Dominic Raacke).

Fortan trat sie mehrfach in der Reihe auf; mal als Mörderin, mal als Junkie, mal als Lehrerin. „Meist war ich die Hauptverdächtige, die es dann doch nicht war, und dann bin ich mit dem Satz ‚Sie hatte ein Alibi‘ raus“, sagt Philipp und lacht. Auch ihren heutigen Filmpartner Tukur lernte sie 2006 in einem Frankfurter Tatort kennen, er war der Mörder, sie die Prostituierte.

Zusammenarbeit mit Ulrich Tukur

Die Zusammenarbeit mit Tukur schätzt sie sehr, auch weil die Tatorte mit ihm das gängige Schema F, die festgefahrenen Erzählstrukturen brechen. In vielen anderen Fernsehfilmen und Serien, aber auch im Kino war Philipp in den vergangenen Jahren zu sehen, darunter in Edgar Reitz‘ „Die andere Heimat“ sowie internationalen Großproduktionen wie „Der Medicus“ (2012) und „Der Vorleser“ (2008).

Philipp ist eine Charakter-Schauspielerin; die Vielseitigkeit der Rollen erlaube es ihr, Profil zu zeigen, sagt sie. Im letzten Jahr arbeitete sie an der Verfilmung von Helene Hegemanns Beststeller „Axolotl Roadkill“ mit, der 2016 in die Kinos kommt. Die Wahl-Berlinerin, die seit 30 Jahren an der Spree lebt, zieht es mehrfach im Jahr in die alte Heimat, deren Sprache, Geschichte, Lebensart und Wein ihr so vertraut sind. Dass sie so viel in der Republik herumkommt, schätzt sie an dem Beruf. Die Bühne des Theaters vermisst sie, dafür war in den letzten Jahren wenig Zeit. Ein Traum wäre es für sie, einmal in Luxemburg zu spielen. Das Land und die Sprache sind der Eiflerin vertraut; die Frau, die sich als Kind der Schengen-Generation sieht, hat den Wandel Luxemburgs zur Finanzmetropole miterlebt. Sie weiß aus der Szene: „Das deutschsprachige Theater in Luxemburg hat einen guten Ruf.“

Veröffentlicht von

Michael Merten

Journalist in der Großregion Trier-Luxemburg.