„Wir wollen unsere jahrtausendealte Kultur bewahren“

21 christliche IS-Geiseln haben im Saarland Schutz gefunden

In: Katholisch.de, 12.10.2015

Als Charlie Kanoun erfuhr, dass die Terrormiliz IS 21 assyrische Geiseln freigelassen hatte, zögerte er nicht lange, sondern setzte alles daran, seinen Landsleuten Schutz in Saarlouis zu ermöglichen. 

Auf einem Sessel im zweiten Stock einer Hinterhaus-Wohnung in der Altstadt von Saarlouis hat es sich Marza Merza bequem gemacht. Er ist 91 Jahre alt und achtet auf sein Auftreten; zwar trägt er einen Dreitagebart, doch seine Kleidung mit Baskenmütze, schwarzem Mantel und dunklem Pullover ist gepflegt. Er ist froh, dass nicht nur er, sondern weitere 20 Verwandte und Bekannte nun im Saarland sind. In Sicherheit – nachdem er Gefangener der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) war.

„Wir wollen unsere jahrtausendealte Kultur bewahren“ weiterlesen

Ein Spion und der Finger Gottes

Geheimagent 007 fährt tödliches Rennen in der „grünen Hölle“ des Nürburgrings

In: Luxemburger Wort, 12. September 2015

Bond is back. Alle Welt wartet auf den neuen Kinofilm „Spectre“, der im November startet. Doch schon jetzt sorgt der Geheimagent für Schlagzeilen – allerdings auf dem Buchmarkt. „Trigger Mortis“, ein neuer Bond-Roman, ist erschienen.

Ein Hauch bürgerlicher Idylle weht durch die Wohnung in der King’s Road in Londons gehobenem Stadtteil Chelsea. Kurz nach sieben Uhr morgens steigt James Bond aus der Dusche. In der Küche hat eine attraktive Schwarzhaarige mit ungleich geschnittenem Haar bereits das Frühstück vorbereitet. Ein Spion und der Finger Gottes weiterlesen

Nach Aylan – eine Betrachtung

In: IFP Voloblog, 05. September 2015

Zweifel. Wut. Zerrissenheit. Frust. Das sind Emotionen, die viele Menschen in diesen Tagen durchleben, wenn sie die erschütternden Nachrichten, Bilder und Schicksale von Flüchtlingen in Not wahrnehmen. Auch uns Journalisten beschäftigt das. In unserer täglichen Arbeit haben wir direkt mit Flüchtlingen zu tun.

Emotional zu sein, ist sicher kein guter Zustand für einen Journalisten, um zu schreiben.  Dennoch bin ich aufgewühlt, während ich diese Zeilen tippe. Warum ich nicht warte, bis ich mich beruhigt habe? Weil es verlogen wäre, so zu tun, als ob Zweifel, Wut, Zerrissenheit und Frust nicht zu unserem Berufsbild gehörten. Nach Aylan – eine Betrachtung weiterlesen

Auf den Spuren der Wüstenväter

Im Brandenburgischen Lindow knüpft Eremit Jürgen Knobel an eine alte Tradition an

In: Gesichter und Geschichten Band 2, Juli 2015

Im Juli ist der Portraitband „Gesichter und Geschichten Band 2“ im Erzbistum Berlin erschienen. Darin ist auch mein Portrait des Lindower Eremiten Jürgen Knobel erschienen. Eine Leseprobe.

Die kleine Glocke ist ein Vermittler. Keine elektrische Türklingel, sondern das einfache Bronzeglöckchen am Holzzaun trennt die Außenwelt von der stillen Welt der Klause. Nach einer kurzen Zeit des Wartens öffnet sich die Tür, und Jürgen Knobel empfängt den Besucher an dieser symbolischen Schranke.

Der schlanke Mann mit Bartansatz trägt ein helles Gewand aus grobem Leinenstoff. Im beschaulichen Lindow, einem idyllischen Ort im Ruppiner Seenland, bittet er zu einem Gespräch bei Tee und Gebäck. Ein Einsiedler im katholischen Küsterhäuschen des Dorfes, damit hatten die Gläubigen, die mit ihrer Kirche schon längst abgeschlossen hatten, nicht gerechnet. Auf den Spuren der Wüstenväter weiterlesen

Lehren aus Luxemburg

Kirche in Luxemburg muss nach Abkommen zur Trennung von Glaubensgemeinschaften und Staat umdenken

In: Saarbrücker Zeitung, 28. Juli 2015

Mit der Trennung von Kirche und Staat hat das kleine Großherzogtum Luxemburg im Januar große Schlagzeilen gemacht. Für Außenstehende war es bislang nicht leicht, das monatelange Ringen zwischen der offensiven linksliberalen Regierung und dem Erzbistum nachzuvollziehen. Jetzt hat der ehemalige bischöfliche Generalvikar Erny Gillen einen detailkundigen Zwischenbericht vorgelegt.

Gillen war einer der Protagonisten auf kirchlicher Seite. Der frühere Professor für Theologische Ethik und Vorsitzende von Caritas Europa war seit 2011 Generalvikar. In dieser Funktion bekam er die zunehmenden Risse im alten System des Staatskatholizismus mit. Ein System, das 200 Jahre überdauert hatte: „Seit der napoleonischen Epoche stand die Zeit in Sachen Religion und Staat im Großherzogtum lange still“, schreibt Gillen in dem 68-seitigen Bericht. Lehren aus Luxemburg weiterlesen

Vom Neandertaler zum Terminator

Völklinger Hütte zeigt Schau über den Mythos Schädel

23. Juli 2015

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte widmet sich der besonderen Bedeutung von Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen. Die neue Ausstellung „Schädel – Ikone. Mythos. Kult.“ vom 25. Juli bis 3. April zeigt rund 150 menschliche Schädel, Köpfe und Reliquien aus allen Kulturkreisen und Zeiten.

Völklingen (KNA) Über den tiefen Augenhöhlen von Franziska Tal windet sich ein Blumenkranz in Richtung Stirn. Viel ist es nicht, was von Franziska übrig geblieben ist. Nur ihr Schädelknochen mit den grün-roten Verzierungen, ihrem Namen und dem Hinweis, dass sie 1849 in Österreich starb. Lange war der Schädel einer von tausenden menschlichen Überresten in einem Beinhaus. Jetzt liegt er in einer Vitrine im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, wo ihn Besucher der neuen Ausstellung „Schädel – Ikone. Mythos. Kult.“ bis zum 3. April betrachten können. Vom Neandertaler zum Terminator weiterlesen

Alte Bücher, Galerien, Wendeltreppen

Die Renovierung der Maria Laacher Bibliothek ist abgeschlossen

-In: www.domradio.de, 18. Juli 2015

„Der Name der Rose“ lässt grüßen: Die Renovierung der historischen Jesuitenbibliothek in der Abtei Maria Laach ist abgeschlossen. Aus einem vollgestopften, dunklen Raum ist ein lichter, einladender Saal geworden.

Ein Raunen geht durch die Besucher, als sich die Tür zur Maria Laacher Jesuitenbibliothek öffnet. Aus dem dunklen Vorraum treten die Gäste in einen hellen Saal, der Geschichte atmet. Wandregale beherbergen teils jahrhundertealte Bücher. Alte Bücher, Galerien, Wendeltreppen weiterlesen

Der überzeugendere Reformator

Vor 600 Jahren wurde Jan Hus hingerichtet

In: Christ & Welt in der ZEIT, 7. Juli 2015

Vor 600 Jahren wurde Jan Hus als Ketzer verbrannt. In Prag und einigen südböhmischen Städten war ich auf seinen Spuren unterwegs. War er der überzeugendere Reformator? Für Christ & Welt in der Zeit bin ich dabei dieser Frage nachgegangen.

Luther und kein Ende: Mit unzähligen Veranstaltungen fiebert Deutschland »Luther 2017« entgegen. Es gibt die Luther-Dekade, Luther-Devotionalien, Luther-Pilgerwege, einen Luther auf Twitter, Luther-Brot, und natürlich darf auch Luther-Bier nicht fehlen. Im Logo von »Luther 2017«, der offiziellen Fan- und Kampagnenseite zum Reformationsgedenken, prangt der Bibelvers: »Am Anfang war das Wort«.

Am Anfang war aber nicht Luther. Bei all der Fokussierung auf Luther 1517 werden viele andere Jahreszahlen zur Nebensache. Etwa »Wyclif 1377«: das Jahr, als John Wyclifs Thesen von Papst Gregor XI. verurteilt wurden. Oder aber »Hus 1415«: das Jahr, als Jan Hus vor genau 600 Jahren, am 6.Juli 1415, vom Konstanzer Konzil als Ketzer verurteilt, dem Feuertod überantwortet wurde.

Der überzeugendere Reformator weiterlesen

Der Wahlkämpfer

Portrait des konservativen amerikanischen Kardinals Raymond Burke

In: Christ & Welt in der ZEIT, Ausgabe 13/2015, 26. März 2015

Der amerikanische Kardinal Raymond Burke hält nichts von Reformen in der Kirche. Vor der Bischofssynode zu Ehe und Familie im Herbst geht er auch in Deutschland auf eine Tour für seine Wahrheit.

Gezielten Schrittes bahnt sich ein älterer Herr seinen Weg durch das überfüllte Foyer des Pfarrheims in Herzogenrath. Es ist nicht leicht, zu dem allgemeinen Objekt der Neugier vorzudringen. Junge Priester im Talar, Laien im feinen Zwirn, sie alle wollen mit ihren Handys ein Erinnerungsfoto mit dem Ehrengast machen. Schließlich hat es der alte Mann im Trachtenjankerl geschafft: Er steht im Angesicht Seiner Eminenz, des Kardinals Raymond Burke. Umgehend kniet er vor dem Würdenträger mit schwarzer Soutane und scharlachrotem Birett nieder, ergreift die ihm dargebotene rechte Hand und küsst den Kardinalsring. Burke lächelt freundlich, nimmt das Buch, das ihm der Gläubige reicht, zückt seinen Füller und signiert es. Der Wahlkämpfer weiterlesen

Heute hier, morgen dort…

In: IFP Voloblog, 26. Februar 2015

… bin kaum da, muss ich fort – das Gefühl kennen viele Volontäre nicht nur aus der Jukebox, sondern aus ihrem eigenen Leben. Alle paar Monate ein neuer Abschnitt in einer spannenden Großstadt – das ist aufregend. Und belastend zugleich.

Fünf Jahre – so lange hatte ich Jana nicht mehr gesehen. Als ich dann im vergangenen Herbst in die Hauptstadt kam, hatten wir uns logischerweise viel zu erzählen. Genauso war es bei Esad, meinem früheren Mitbewohner aus Trier, oder bei Christian, einem Freund und Journalisten-Kollegen: Gute alte Freunde, die ich wiedersehen konnte. Heute hier, morgen dort… weiterlesen