Wenn aus Hassliebe Stolz wird

Die Stadt Trier und ihr Verhältnis zum berühmten Sohn Karl Marx

In: Luxemburger Wort, auszugsweise dw.com, 14.03.2017

Vor dem 200. Geburtstag von Karl Marx tut man sich in dessen Heimatstadt Trier noch immer schwer mit dem Philosophen. Nun beflügelt China die Diskussion – mit einer sechs Meter hohen geschenkten Statue.

„Und was kommt als Nächstes? Kim Jong-un?“ Missmutig betrachtet ein älterer Trierer Bürger eine hölzerne Konstruktion. Mit Sockel ragt sie rund sechs Meter über den Boden auf. Sie zeigt – zunächst noch im Modell – einen bronzefarbenen, überlebensgroßen Karl Marx (1818-1883) in Gehrock mit rauschendem Bart und energischem Blick. „Das erinnert mich an eine Lenin-Statue“, fühlt sich der Trierer an DDR-Zeiten erinnert. 20 Meter weiter bläst ein NPD-Aktivist unentwegt in seine Trillerpfeife. Dann ruft er: „Nie wieder Marxismus! Nie wieder Marxismus!“ Wenn aus Hassliebe Stolz wird weiterlesen

Die Rückkehr des Wolfs in die Großregion

Interview mit einer Wolfsexpertin und Besuch bei einem Schäfer

In: Luxemburger Wort, 10.02.2017

Es ist wohl keine Frage des ob, sondern eher eine Frage des wenn, bis sich der Wolf auch in Luxemburg seinen Lebensraum zurückholt. 1893 wurde er im Großherzogtum wie in vielen Ländern Europas ausgerottet. In den letzten Jahren hat es in der Großregion mehrere Sichtungen gegeben. Viele Bürger fragen sich: Sind die betroffenen Landwirte, sind die Behörden auf den Beutegreifer vorbereitet? Wir haben mit Betroffenen gesprochen. Wir wollten von einer Wolfsexpertin mehr über den Charakter der Tiere wissen. Und was sagt ein Schäfer zu der Rückkehr des Wolfes? Die Rückkehr des Wolfs in die Großregion weiterlesen

„Die Mariensäule ist mein Leben“

Für 150 Jahre altes Denkmal seilt sich Michael Blum 35 Meter ab

In: Paulinus, katholisch.de u.a., 8. Oktober 2016

Seit 150 Jahren thront die Mariensäule über den Dächern von Trier. Für Michael Blum gehört das Wahrzeichen zur Familie: Wie schon sein Großvater reinigt er es ehrenamtlich – und seilt sich dafür bis zu 35 Meter ab.

Endlich geschafft! Eine Schulklasse auf Wandertour macht es sich am Fuß der Trierer Mariensäule gemütlich. Dort oben, auf den Stufen des Denkmalsockels in 180 Metern Höhe über dem Moseltal, genießen die Jugendlichen den Blick auf die Römerstadt. Bei dem herrlichen Panorama fällt es kaum auf, dass viele der mitgebrachten Tüten und Verpackungen auf dem Boden landen, wo sie sich mit den vorhandenen Scherben von Bierflaschen vermischen. „Die Mariensäule ist mein Leben“ weiterlesen

Regentin statt Richterin

Syrerin Ninorta Bahno wird zur Trierer Weinkönigin gekrönt

In: Welt online, N24.de, Saarbrücker Zeitung u.a., Juni bis August 2016
Text und Fotos: © Michael Merten

Vor vier Jahren floh sie vor dem Krieg in ihrem Heimatland Syrien – am 3. August wird Ninorta Bahnho zur Trierer Weinkönigin gekrönt. Es ist die Geschichte einer Integration in Siebenmeilenschritten.

Mit wachsamem Blick beobachtet Ninorta Bahno die Handbewegungen von Renate Kreber. An einem verregneten Nachmittag im Juni ist die 25-jährige Syrerin eine wissbegierige Schülerin in einem Trierer Weinberg. Von der 79-jährigen Winzerin lässt sie sich zeigen, wie man die Weinreben so festbindet, dass sie gerade nach oben wachsen. Eigentlich hat Bahno jetzt Feierabend, doch das spielt für sie keine Rolle: Sie will mehr über die Winzerhandwerkskunst erfahren. Regentin statt Richterin weiterlesen

Weder großer Kaiser noch grausamer Despot

Drei Trierer Museen zeigen Nero in neuem Licht

In: Paulinus, 22. Mai 2016
Text und Fotos: © Michael Merten

Den römischen Kaiser Nero betrachten viele Menschen noch immer als grausamen Tyrannen, der Rom anzündete. Drei Trierer Museen zeigen ihn in neuem Licht und verdeutlichen mit einer großen Nero-Schau, wie veraltet dieses Bild ist.

„Was? Wie können Sie denn eine Ausstellung über diesen Mann machen?“, gibt Elisabeth Dühr Reaktionen auf die Ankündigung wieder, eine große Schau über den römischen Kaiser Nero zu machen. Nero, das ist für viele Menschen noch immer der Inbegriff des unmoralischen Despoten, der furchtbar gegen die frühen Christen wütete. Durch die christliche Überlieferung, noch viel stärker aber durch Hollywoodfilme wie „Quo vadis?“ ist dieses Bild geprägt, sagt die Leiterin des Stadtmuseums Simeonstift in Trier. Weder großer Kaiser noch grausamer Despot weiterlesen

Mit Sambarhythmen durch die Nacht

14.000 Athlethen beim 11. ING Night Marathon Luxembourg 2016

Text: © Michael Merten
Foto: © ING Night Marathon Luxembourg

Dieser Beitrag ist im Marathon Jahrbuch 2016 von Marathon4you erschienen (http://www.marathon4you.de/marathon-jahrbuch)

2006 fiel im Großherzogtum Luxembourg erstmals der Startschuss zum ING Night Marathon. 2016 waren bei der 11. Auflage erneut 14.000 Athleten in der weltoffenen, internationalen Stadt am Start. Drei Streckenrekorde wurden dabei aufgestellt, es war eine rauschende Sportnacht.

Ich selbst bin 2009 und 2010 den Marathon gelaufen. Mit seinen 300 Höhenmetern ist es ganz klar eine Herausforderung – doch wer sich ihr stellt, wird mit faszinierenden Lichteffekten, Sambarhythmen, 100.000 begeisterten Zuschauern und einer außergewöhnlichen Stimmung belohnt, wie sie nur ein Marathon in den Abendstunden bieten kann. Hier mein Erfahrungsbericht.

Eine außergewöhnliche Stimmung herrscht in den Starterblocks vor den Hallen der Lux-Expo. Keine verschlafenen Blicke von Läufern, die sich in aller Frühe aus dem Bett gequält haben und nun in der Morgenkälte bibbernd auf den Startschuss warten, wie man es von Frühjahrsläufen gewöhnt ist. Mit Sambarhythmen durch die Nacht weiterlesen

„Theater in Luxemburg wäre für mich ein Traum“

Schauspielerin Barbara Philipp aus Wittlich ist nicht nur aus dem Tatort bekannt

In: Luxemburger Wort, 2. Januar 2016

Text: © Michael Merten
Foto: © Chris Marmann, Wittlich

Als Kind der Eifel hat es die Schauspielerin Barbara Philipp weit gebracht: Millionen Zuschauer sahen sie als Assistentin im furiosen Nach-Weihnachts-Tatort. Dem „Luxemburger Wort“ verriet die Wahl-Berlinerin ihre Vorlieben.

Sonntagsabends, 20.15 Uhr, ist Krimizeit in Millionen Wohnzimmern im deutschsprachigen Raum. So auch am 27. Dezember, als sich viele Zuschauer mit dem Tatort von den stressigen Weihnachtstagen erholen wollten. Doch die übliche Abfolge aus Mordopfer-Ermittler-Verdächtigem-wahrem Täter war es nicht, die mit dem Wiesbadener Tatort „Wer bin ich?“ serviert wurde. „Theater in Luxemburg wäre für mich ein Traum“ weiterlesen

Der Beulendoktor

Portrait des früheren Luxemburger Generalvikars Erny Gillen

In: Christ & Welt in der ZEIT, 17. Dezember 2015

Vor einem Jahr zählte Papst Franziskus die Kurierkrankheiten auf, aber niemand ging zum Arzt. Niemand? Doch – der frühere luxemburgische Generalvikar Erny Gillen. Was veranlasste den Kirchenmann im kleinen, aber reichen Bankenstaat, sich von seinen Spitzenposten zu verabschieden und ein Buch mit radikalen Therapien für die Kurie zu schreiben?

Das Portrait unter:
http://www.christundwelt.de/themen/detail/artikel/der-beulendoktor/

Pionier der schulgeldfreien Erziehung

Vor 450 Jahren wurde der heilige Pierre Fourier geboren

In: Trierischer Volksfreund, 30. November 2015

Er war ein Pionier der schulgeldfreien Erziehung: Vor 450 Jahren, am 30. November 1565, wurde der heilige Pierre Fourier in Lothringen geboren. Seine Vision von Bildung für Mädchen auch aus armen Familien war wegweisend.

Trier (KNA) Bildung – und dann auch noch für Mädchen? Auch für arme Mädchen, gar für solche aus protestantischen Familien? Ein kühner, ein unerhörter Gedanke im Europa des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Als der junge Pfarrer Pierre Fourier im Juli 1598 in Poussay die erste öffentliche schuldgeldfreie Mädchenschule Lothringens eröffnet, ist er einer der europaweiten Pioniere. Pionier der schulgeldfreien Erziehung weiterlesen

Vom Brandstifter zum Krisenmanager

Trierer Museen planen 2016 Ausstellung über Kaiser Nero

In: Frankfurter Neue Presse, 5. November 2015

Kaiser Nero gilt als Brandstifter und Tyrann. Doch er war auch talentierter Künstler und Krisenmanager. Drei Trierer Museen bereiten nun eine Ausstellung vor, die ab Mai 2016 ein differenzierteres Bild zeichnen soll.

Flammen. Überall Flammen. Der Horizont ist rot gefärbt, als Kaiser Nero die Terrasse seines römischen Palasts betritt. Nero streift ein Trauergewand über, ergreift seine Leier und kündigt dem Gefolge ein großes Lied an. „Ich muss mit jenen in Wettbewerb treten, die den Brand von Troja besungen haben“, sagt Nero. Er ist überzeugt: „Mein Lied muss größer sein, denn Rom ist größer als Troja.“ Vom Brandstifter zum Krisenmanager weiterlesen