Auf den Spuren der Wüstenväter

Im Brandenburgischen Lindow knüpft Eremit Jürgen Knobel an eine alte Tradition an

In: Gesichter und Geschichten Band 2, Juli 2015

Im Juli ist der Portraitband „Gesichter und Geschichten Band 2“ im Erzbistum Berlin erschienen. Darin ist auch mein Portrait des Lindower Eremiten Jürgen Knobel erschienen. Eine Leseprobe.

Die kleine Glocke ist ein Vermittler. Keine elektrische Türklingel, sondern das einfache Bronzeglöckchen am Holzzaun trennt die Außenwelt von der stillen Welt der Klause. Nach einer kurzen Zeit des Wartens öffnet sich die Tür, und Jürgen Knobel empfängt den Besucher an dieser symbolischen Schranke.

Der schlanke Mann mit Bartansatz trägt ein helles Gewand aus grobem Leinenstoff. Im beschaulichen Lindow, einem idyllischen Ort im Ruppiner Seenland, bittet er zu einem Gespräch bei Tee und Gebäck. Ein Einsiedler im katholischen Küsterhäuschen des Dorfes, damit hatten die Gläubigen, die mit ihrer Kirche schon längst abgeschlossen hatten, nicht gerechnet. Auf den Spuren der Wüstenväter weiterlesen

Lehren aus Luxemburg

Kirche in Luxemburg muss nach Abkommen zur Trennung von Glaubensgemeinschaften und Staat umdenken

In: Saarbrücker Zeitung, 28. Juli 2015

Mit der Trennung von Kirche und Staat hat das kleine Großherzogtum Luxemburg im Januar große Schlagzeilen gemacht. Für Außenstehende war es bislang nicht leicht, das monatelange Ringen zwischen der offensiven linksliberalen Regierung und dem Erzbistum nachzuvollziehen. Jetzt hat der ehemalige bischöfliche Generalvikar Erny Gillen einen detailkundigen Zwischenbericht vorgelegt.

Gillen war einer der Protagonisten auf kirchlicher Seite. Der frühere Professor für Theologische Ethik und Vorsitzende von Caritas Europa war seit 2011 Generalvikar. In dieser Funktion bekam er die zunehmenden Risse im alten System des Staatskatholizismus mit. Ein System, das 200 Jahre überdauert hatte: „Seit der napoleonischen Epoche stand die Zeit in Sachen Religion und Staat im Großherzogtum lange still“, schreibt Gillen in dem 68-seitigen Bericht. Lehren aus Luxemburg weiterlesen

Vom Neandertaler zum Terminator

Völklinger Hütte zeigt Schau über den Mythos Schädel

23. Juli 2015

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte widmet sich der besonderen Bedeutung von Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen. Die neue Ausstellung „Schädel – Ikone. Mythos. Kult.“ vom 25. Juli bis 3. April zeigt rund 150 menschliche Schädel, Köpfe und Reliquien aus allen Kulturkreisen und Zeiten.

Völklingen (KNA) Über den tiefen Augenhöhlen von Franziska Tal windet sich ein Blumenkranz in Richtung Stirn. Viel ist es nicht, was von Franziska übrig geblieben ist. Nur ihr Schädelknochen mit den grün-roten Verzierungen, ihrem Namen und dem Hinweis, dass sie 1849 in Österreich starb. Lange war der Schädel einer von tausenden menschlichen Überresten in einem Beinhaus. Jetzt liegt er in einer Vitrine im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, wo ihn Besucher der neuen Ausstellung „Schädel – Ikone. Mythos. Kult.“ bis zum 3. April betrachten können. Vom Neandertaler zum Terminator weiterlesen

Alte Bücher, Galerien, Wendeltreppen

Die Renovierung der Maria Laacher Bibliothek ist abgeschlossen

-In: www.domradio.de, 18. Juli 2015

„Der Name der Rose“ lässt grüßen: Die Renovierung der historischen Jesuitenbibliothek in der Abtei Maria Laach ist abgeschlossen. Aus einem vollgestopften, dunklen Raum ist ein lichter, einladender Saal geworden.

Ein Raunen geht durch die Besucher, als sich die Tür zur Maria Laacher Jesuitenbibliothek öffnet. Aus dem dunklen Vorraum treten die Gäste in einen hellen Saal, der Geschichte atmet. Wandregale beherbergen teils jahrhundertealte Bücher. Alte Bücher, Galerien, Wendeltreppen weiterlesen

Der überzeugendere Reformator

Vor 600 Jahren wurde Jan Hus hingerichtet

In: Christ & Welt in der ZEIT, 7. Juli 2015

Vor 600 Jahren wurde Jan Hus als Ketzer verbrannt. In Prag und einigen südböhmischen Städten war ich auf seinen Spuren unterwegs. War er der überzeugendere Reformator? Für Christ & Welt in der Zeit bin ich dabei dieser Frage nachgegangen.

Luther und kein Ende: Mit unzähligen Veranstaltungen fiebert Deutschland »Luther 2017« entgegen. Es gibt die Luther-Dekade, Luther-Devotionalien, Luther-Pilgerwege, einen Luther auf Twitter, Luther-Brot, und natürlich darf auch Luther-Bier nicht fehlen. Im Logo von »Luther 2017«, der offiziellen Fan- und Kampagnenseite zum Reformationsgedenken, prangt der Bibelvers: »Am Anfang war das Wort«.

Am Anfang war aber nicht Luther. Bei all der Fokussierung auf Luther 1517 werden viele andere Jahreszahlen zur Nebensache. Etwa »Wyclif 1377«: das Jahr, als John Wyclifs Thesen von Papst Gregor XI. verurteilt wurden. Oder aber »Hus 1415«: das Jahr, als Jan Hus vor genau 600 Jahren, am 6.Juli 1415, vom Konstanzer Konzil als Ketzer verurteilt, dem Feuertod überantwortet wurde.

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Der Wahlkämpfer

Portrait des konservativen amerikanischen Kardinals Raymond Burke

In: Christ & Welt in der ZEIT, Ausgabe 13/2015, 26. März 2015

Der amerikanische Kardinal Raymond Burke hält nichts von Reformen in der Kirche. Vor der Bischofssynode zu Ehe und Familie im Herbst geht er auch in Deutschland auf eine Tour für seine Wahrheit.

Gezielten Schrittes bahnt sich ein älterer Herr seinen Weg durch das überfüllte Foyer des Pfarrheims in Herzogenrath. Es ist nicht leicht, zu dem allgemeinen Objekt der Neugier vorzudringen. Junge Priester im Talar, Laien im feinen Zwirn, sie alle wollen mit ihren Handys ein Erinnerungsfoto mit dem Ehrengast machen. Schließlich hat es der alte Mann im Trachtenjankerl geschafft: Er steht im Angesicht Seiner Eminenz, des Kardinals Raymond Burke. Umgehend kniet er vor dem Würdenträger mit schwarzer Soutane und scharlachrotem Birett nieder, ergreift die ihm dargebotene rechte Hand und küsst den Kardinalsring. Burke lächelt freundlich, nimmt das Buch, das ihm der Gläubige reicht, zückt seinen Füller und signiert es. Der Wahlkämpfer weiterlesen

Heute hier, morgen dort…

In: IFP Voloblog, 26. Februar 2015

… bin kaum da, muss ich fort – das Gefühl kennen viele Volontäre nicht nur aus der Jukebox, sondern aus ihrem eigenen Leben. Alle paar Monate ein neuer Abschnitt in einer spannenden Großstadt – das ist aufregend. Und belastend zugleich.

Fünf Jahre – so lange hatte ich Jana nicht mehr gesehen. Als ich dann im vergangenen Herbst in die Hauptstadt kam, hatten wir uns logischerweise viel zu erzählen. Genauso war es bei Esad, meinem früheren Mitbewohner aus Trier, oder bei Christian, einem Freund und Journalisten-Kollegen: Gute alte Freunde, die ich wiedersehen konnte. Heute hier, morgen dort… weiterlesen

„Die Erde ist kleiner geworden“

Berliner Kommunikationsmuseum beleuchtet Geschichte der Globalisierung

In: Südwest Presse, 9. Oktober 2014
Von Michael Merten (KNA)

Es beginnt mit Jules Verne und für bis zur Globalisierung: Das Museum für Kommunikation Berlin spürt der Verwandlung der Welt nach.

„Die Erde ist kleiner geworden, weil wir sie heute zehn Mal schneller umrunden können als noch vor 100 Jahren.“

Der Satz von Phileas Fogg klingt vertraut, und doch ist er 142 Jahre alt. Damals sorgten Eisenbahn, Postdampfer und Telegraf für eine Revolution des Alltags. Mit der Sonderausstellung „In 80 Dingen um die Welt“ blickt das Berliner Museum für Kommunikation auf die erste Globalisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert. „Die Erde ist kleiner geworden“ weiterlesen

Die Blutrache hat stärkere Wurzeln als der Glaube

Wie zwei Ordensfrauen gegen eine grausame Tradition ankämpfen

In: Wochenzeitung Paulinus, 14. September 2014
Von Michael Merten

Ein 18-Jähriger Albaner lebt unter den Vorzeichen der Blutrache: Jeder Schritt vor die Tür kann sein letzter sein. Zwei unerschrockene Ordensfrauen versuchen, den unheilvollen Zyklus der Gewalt zu durchbrechen.

Zügig treten Schwester Christina und Schwester Michaela in das Haus von Ardits Familie ein. Möglichst schnell soll sich die Tür, jene Schranke zur feindlich gesinnten Außenwelt, wieder schließen. Der 18-jährige Ardit, seine beiden Schwestern, die Eltern – die ganze Sippe lebt in Blutrache. Ein Bote aus dem gegnerischen Clan hat kürzlich die Nachricht übermittelt, dass Ardit, die Zukunft der Familie, zum Opfer auserkoren wurde. Sobald er das kleine Haus im Zentrum von Shkodre verlässt, läuft er Gefahr, niedergestreckt zu werden. Die Blutrache hat stärkere Wurzeln als der Glaube weiterlesen

Gestatten: Fleming. Ian Fleming

Vor 50 Jahren starb der Erfinder des Kultspions James Bond

In: Fränkischer Tag/ Nordbayerischer Kurier / Trierischer Volksfreund u.a.,
12. August 2015
Von Michael Merten (KNA)

Einst arbeitete er selbst für den Geheimdienst. Doch weltberühmt wurde er mit seiner Romanfigur des Agenten 007: Vor 50 Jahren, am 12. August 1964, starb der britische Schriftsteller Ian Fleming. Ein Schlaganfall riss ihn mit nur 56 Jahren auf dem Höhepunkt seines Ruhms aus dem Leben.

„Liebesgrüße aus Moskau“: Diesen Agententhriller zählte selbst US-Präsident John F. Kennedy zu seinen Favoriten. 12 Romane und mehrere Kurzgeschichten der beliebten Bond-Reihe konnte Fleming fertigstellen. Sie waren bereits erfolgreich, doch spätestens 1962 kannte ein Millionenpublikum den Spion 007. Sean Connery, ein gut aussehender, aber unbekannter junger Schotte, verkörperte den Helden in „James Bond jagt Dr. No“. Gestatten: Fleming. Ian Fleming weiterlesen