Kenianischer Überraschungssieger bricht Streckenrekord beim ING Night Marathon Luxembourg 2018

Mark Kangogo jagt seinem Landsmann John Komen 47 Sekunden ab

Mark Kangogo ist der neue König des ING Night Marathon Luxembourg: Um stolze 47 Sekunden verbesserte der Kenianer den zwei Jahre alten Streckenrekord seines Landsmanns John Komen. Die 13. Auflage des ING Night Marathon Luxembourg am 12. Mai 2018 bot aber auch aus Luxemburger Perspektive erfreuliche Nachrichten.

Mark KANGOGO hatte da so ein Gefühl, dass es ein guter Tag für ihn werden würde. „Vor dem Rennen habe ich meinen Freunden gesagt: Heute werde ich feiern“, sagte er am Marathonabend. Dabei hatte wohl kaum ein Beobachter den 1989 geborenen Kenianer auf dem Schirm, der bislang drei Halbmarathons gewonnen hat und 2017 Zweiter beim spanischen San-Sebastián-Marathon in 2:14:33 wurde. Das sieht auch Kangogo so: „Ich hatte die Startnummer 12, ich glaube, mich hatte niemand als Sieger erwartet.“Und doch sicherte sich der Kenianer nicht nur den Sieg, sondern verbesserte mit einer Zeit von 2:12:10 auch den bisherigen Streckenrekord um stolze 47 Sekunden. Kangogo: „Ich bin so glücklich, denn es war eine Strecke voller Anstiege und Kurven, aber ich habe mein Bestes gegeben. Ich komme nächstes Jahr wieder.“

Der dritte Sieg im Großherzogtum – das war das erklärte Ziel des Kenianers John KOMEN, Sieger der Jahre 2015 und 2016. Der frühere Fußballspieler (Jahrgang 1977), der erst vor rund zehn Jahren als Lauftalent entdeckt wurde, war angesichts seines 2016 aufgestellten Streckenrekords von 2:12:57 entschlossen, nun endlich den dritten Sieg einzufahren. Doch wie schon 2017 musste sich Komen erneut mit dem zweiten Platz in 2:13:35 begnügen. Dennoch saß er nach dem Zieleinlauf scherzend mit seinem Landsmann Kangogo auf der Tribüne, gratulierte ihm zum Sieg und nahm den zweiten Platz sportlich: „Ich fühle mich gut. Ich bin glücklich. Das ist mein viertes Mal in Luxemburg, ich will wiederkommen und gewinnen.“ Spontan begrüßte Renndirektor Erich François die Ankündigung: „Gute Idee, soll er machen. John Komen ist uns immer willkommen. Er ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber er hat die meiste Erfahrung, was bei dieser anspruchsvollen Strecke ein Vorteil ist.“

Mit Hosea KIKPEMBOI (Jahrgang 1989, 2:17:11) stand auf dem dritten Platz ebenfalls ein Kenianer auf dem Siegertreppchen, der 2015 bereits den zweiten Platz beim ING Night Marathon Luxembourg belegt hatte. Bester Luxemburger wurde auf Platz 9 Frazer ALEXANDER (Jahrgang 1981, 2:43:15). Er dankte den vielen Zuschauern für die Unterstützung: „Ich bin heute mit allem zufrieden. Die Stimmung in der Stadt war fantastisch.“

Bei den Frauen durchbrach die Äthiopierin Lakelesh Feysa DERA (Jahrgang 1998) mit einer Zeit von 2:51:33 die kenianische Dominanz. Die 20 Jahre alte Athletin konnte aus einem sehr guten Jahr 2017 mit zwei Marathonsiegen in China Selbstvertrauen ziehen. Dieses brauchte sie auch angesichts der mehr als 300 Höhenmeter: „Es ging immer rauf und runter, das hat das Rennen erschwert. Wenn es nicht so viele Anstiege gegeben hätte, wäre ich mit einer besseren Zeit ins Ziel gekommen. Aber ich bin zufrieden und komme gerne wieder nach Luxemburg“, kündigte sie an. Auf dem zweiten Platz folgte die Polin Karolina WASNIEWSKA (Jahrgang 1980, 3:06:52) und als beste Luxemburgerin auf Platz 3 Isabelle HOFFMANN (Jahrgang 1984) in 3:25:16.

Beim Halbmarathon schafften es ein Luxemburger und eine Luxemburgerin als Zweite auf das Siegerpodest. Bei den Männern siegte Semere FSEHATSION (Eritrea, Jahrgang 1983, 1:11:29) vor Yannick LIENERS (Luxembourg, Jahrgang 1988, 1:13:16) und Hissam AISSA (Frankreich, Jahrgang 1984, 1:13:36). Bei den Frauen sicherte sich Anna HERZBERG (Deutschland, Jahrgang 1987, 1:22:01) den ersten Platz vor Liz NEPPER (Luxembourg, Jahrgang 1988, 1:26:18) und Michelle BAUER (Deutschland, Jahrgang 1989, 1:30:27).

Mit insgesamt 16.000 registrierten Läuferinnen und Läufern zwischen anderthalb und 85 Jahren stellte der seit März ausverkaufte ING Night Marathon Luxembourg einen neuen Teilnehmerrekord auf. Unter den Startern mit 111 Nationalitäten aus 45 Ländern war auch Dirk Pretorius (48) aus dem nordrhein-westfälischen Erftstadt-Bliesheim. Pretorius war als Pacemaker für die Zielzeit 4:29 im Einsatz. Für ihn war es ein besonderes Rennen, denn er lief seinen 150. Marathon. „Mir macht es einfach Spaß, mein Hobby und meine Leidenschaft Laufen mit anderen zu teilen und Anfängern meine Lauferfahrung weiterzugeben“, sagte Pretorius. Der abendliche Start, die vielen jubelnden Zuschauer, der von Fackeln flankierte letzte Kilometer – „das sind Emotionen und Gänsehaut pur“.

Knapp anderthalb Stunden später, gegen 1.16 Uhr, kamen die letzten Läufer ins Ziel, darunter die 36-jährige Pamela aus Chartres. „Es war mein erster Marathon, das war wunderbar. Ich habe vor Freude geweint“, sagte sie und umarmte ihre Pacemakerin Melanie Zender, denn „sie war so wichtig für mich“. Für die 41-jährige Hochwälderin war es ebenfalls eine intensive Erfahrung: „Ich konnte Pamela motivieren, durchzuhalten, denn sie hätte an einer Stelle fast aufgegeben. Ich freue mich sehr darüber, dass wir gemeinsam ins Ziel gelaufen sind.“ Diese Momente seien es, die ihn immer wieder aufs Neue faszinierten, betonte Renndirektor François: „Die Leute sind zufrieden, sie lachen und weinen im Ziel – mehr kann man nicht von einem Marathon erwarten.“

Veröffentlicht von

Michael Merten

Journalist in der Großregion Trier-Luxemburg.