Der Wahlkämpfer

Portrait des konservativen amerikanischen Kardinals Raymond Burke

In: Christ & Welt in der ZEIT, Ausgabe 13/2015, 26. März 2015

Der amerikanische Kardinal Raymond Burke hält nichts von Reformen in der Kirche. Vor der Bischofssynode zu Ehe und Familie im Herbst geht er auch in Deutschland auf eine Tour für seine Wahrheit.

Gezielten Schrittes bahnt sich ein älterer Herr seinen Weg durch das überfüllte Foyer des Pfarrheims in Herzogenrath. Es ist nicht leicht, zu dem allgemeinen Objekt der Neugier vorzudringen. Junge Priester im Talar, Laien im feinen Zwirn, sie alle wollen mit ihren Handys ein Erinnerungsfoto mit dem Ehrengast machen. Schließlich hat es der alte Mann im Trachtenjankerl geschafft: Er steht im Angesicht Seiner Eminenz, des Kardinals Raymond Burke. Umgehend kniet er vor dem Würdenträger mit schwarzer Soutane und scharlachrotem Birett nieder, ergreift die ihm dargebotene rechte Hand und küsst den Kardinalsring. Burke lächelt freundlich, nimmt das Buch, das ihm der Gläubige reicht, zückt seinen Füller und signiert es. Der Wahlkämpfer weiterlesen

Heute hier, morgen dort…

In: IFP Voloblog, 26. Februar 2015

… bin kaum da, muss ich fort – das Gefühl kennen viele Volontäre nicht nur aus der Jukebox, sondern aus ihrem eigenen Leben. Alle paar Monate ein neuer Abschnitt in einer spannenden Großstadt – das ist aufregend. Und belastend zugleich.

Fünf Jahre – so lange hatte ich Jana nicht mehr gesehen. Als ich dann im vergangenen Herbst in die Hauptstadt kam, hatten wir uns logischerweise viel zu erzählen. Genauso war es bei Esad, meinem früheren Mitbewohner aus Trier, oder bei Christian, einem Freund und Journalisten-Kollegen: Gute alte Freunde, die ich wiedersehen konnte. Heute hier, morgen dort… weiterlesen

Die Blutrache hat stärkere Wurzeln als der Glaube

Wie zwei Ordensfrauen gegen eine grausame Tradition ankämpfen

In: Wochenzeitung Paulinus, 14. September 2014
Von Michael Merten

Ein 18-Jähriger Albaner lebt unter den Vorzeichen der Blutrache: Jeder Schritt vor die Tür kann sein letzter sein. Zwei unerschrockene Ordensfrauen versuchen, den unheilvollen Zyklus der Gewalt zu durchbrechen.

Zügig treten Schwester Christina und Schwester Michaela in das Haus von Ardits Familie ein. Möglichst schnell soll sich die Tür, jene Schranke zur feindlich gesinnten Außenwelt, wieder schließen. Der 18-jährige Ardit, seine beiden Schwestern, die Eltern – die ganze Sippe lebt in Blutrache. Ein Bote aus dem gegnerischen Clan hat kürzlich die Nachricht übermittelt, dass Ardit, die Zukunft der Familie, zum Opfer auserkoren wurde. Sobald er das kleine Haus im Zentrum von Shkodre verlässt, läuft er Gefahr, niedergestreckt zu werden. Die Blutrache hat stärkere Wurzeln als der Glaube weiterlesen

„Ich will kein Sonderling sein“

Kreisliga-Kicker Malte Warnholtz steht zu seiner Homosexualität

In: Trierischer Volksfreund, 18.01.2014
Von KNA-Mitarbeiter Michael Merten

Homosexualität und Fußball: Seit dem Coming-out von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger steht das Thema im Fokus von Fans, Medien und Sportlern. Einer, der mit seiner Offenheit auch positive Erfahrungen gemacht hat, ist Malte Warnholtz. Er spielt für die SG Altrich-Wengerohr II in der Kreisliga.

Wittlich. An den 28. April 2012 kann sich Malte Warnholtz noch gut erinnern. An dem Tag war seine A-Jugend-Mannschaft kurz davor, die Meisterschaft zu verspielen. Doch in der letzten Minute erzielte sein Team das Tor zum Ausgleich – die Chance auf die Fußballkrone blieb erhalten. In der Umkleidekabine fragte ihn ein Mitspieler: „Sag mal, bist du eigentlich schwul? Ich hab auch kein Problem damit.“ Malte wiegelte ab: „Warum, stehst du auf mich?“ Es war das letzte Mal, dass er seine sexuelle Identität verleugnete. „Ich will kein Sonderling sein“ weiterlesen

Unser tägliches Pfand gib uns heute

Eindrücke von einer Reise mit Zelt, aber ohne Geld

In: Wochenzeitung Paulinus, 16. Oktober 2011

Eine Reise ist in der Regel ein teures Vergnügen. Doch geht es auch ganz ohne Bares und Kreditkarte? Paulinus-Mitarbeiter Michael Merten wollte dieser Frage nachgehen: Mit Zelt, aber ohne Geld machte er sich zusammen mit Studienfreund Stefan Nünlist auf den Weg von Tübingen nach Trier. Ein Reisebericht aus ungewöhnlicher Perspektive.

„Sie können auch mit Karte zahlen“.

Der Ratschlag des Mannes am Nachbarautomaten ist sicher gut gemeint, aber Stefan und ich können uns ein Grinsen nicht verkneifen. Denn wir haben keine EC-Karte dabei, sondern nur drei letzte Geldscheine. Sie sind unser einziges Geld, das wir am Trierer Hauptbahnhof dazu verwenden wollen, ein Quer-durchs-Land-Ticket für zwei Personen zu kaufen. Doch der Automat will und will eine unserer Noten beharrlich nicht akzeptieren. Welche Ironie: Zwei jungen Männern, die zu einem Tripp ohne Geld aufbrechen wollen, gelingt es nicht, ihre letzten Scheine los zu werden. Unser tägliches Pfand gib uns heute weiterlesen