„Natürlich hätte ich gern zehn Jahre im Amt gewirkt“

Zehn Jahre nach seinem Rücktritt als Bundespräsident ist Christian Wulff wieder sehr präsent. Er hält Vorträge, er vertritt die Regierung bei offiziellen Terminen und er nimmt zahlreiche Ehrenämter wahr. Am Rande eines Auftritts in Trier habe ich ihn interviewen können. Fast zwangsläufig kommt das Gespräch irgendwann auf seinen berühmten Satz: „Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“

Sein Nachfolger Joachim Gauck sagte später, diesen Satz könne er so nicht übernehmen. Auch in Wulffs eigener Partei taten sich viele damit schwer. „Ich treffe immer wieder eine Oma am Gemüsestand, die sagt: ‚Herr Wulff, ich habe so viel von Ihnen gehalten. Aber sagen Sie mal, den Satz würden Sie doch nicht wieder sagen?’“, erzählt Wulff. „Da sage ich: Entschuldigen Sie, ich nehme mir jetzt Zeit und erkläre es Ihnen, aber ich sage ihn weiterhin.“ Der Satz sei bewusst formuliert gewesen, betont der Politiker. Unheimlich viele Muslime seien dankbar für diese Botschaft, in Deutschland willkommen zu sein.
Ob er ihn eine Dekade später auch noch so äußern würde? Wulff zögert keinen Augenblick: „Ich würde ihn heute noch vehementer sagen und sage ihn überall“ Damit habe er die Debatte um Sarrazin in ein anderes Licht gerückt. „Für mich ist dieses Bekenntnis zur bunten Republik, zur offenen, liberalen Gesellschaft ein Herzensanliegen“, betont der Altbundespräsident.

Das ganze Portrait:

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Foto: Anouk Antony/ Luxemburger Wort.

Veröffentlicht von

Michael Merten

Journalist in der Großregion Trier-Luxemburg.