Teil I des Reiseberichts einer Radreise von Trier nach Jerusalem
In: Onlinemagazin www.16vor.de, 16. August 2013
Zwei linke Hände, keinerlei Tour-Erfahrung und die Aussicht auf Außentemperaturen von häufig über 40 Grad – eigentlich nicht die besten Voraussetzungen, um zu einer zweimonatigen Radreise in den Süden zu starten. Der Trierer Michael Merten ist dennoch am 1. Juli in von der Mosel aus aufgebrochen, um vom “Rom des Nordens” über das “Trier des Südens” – besser bekannt auch als “Ewige Stadt” – ins Heilige Land zu radeln. Aus Nazareth lieferte er 16vor am Donnerstag einen Zwischenbericht über seine ersten 2950 Kilometer bis Athen. Der 29-Jährige berichtet von gerissenen Ketten, einem Sturz vor Korinth und von vielen beeindruckenden Begegnungen. Die für ihn erstaunlichste Erkenntnis auf seiner Reise nach Jerusalem: Mit jeder Panne und jedem schweißtreibenden Anstieg wurde es für ihn entspannter.
Es läuft eigentlich alles verdammt gut! Dieser Gedanke geht mir durch den Kopf, wahrend ich mich dem Kanal von Korinth nähere. Es ist der 36. Tag meiner Radreise, seit rund 30 Minuten sitze ich auf dem Rad. Weil ich mir mit dem Zelt abbauen Zeit gelassen hatte, ist es bereits 9 Uhr morgens und ziemlich heiß – die griechische Sonne kennt im August kein Erbarmen. Doch das kann mich nicht erschüttern, schließlich will ich noch am selben Tag in Athen ankommen, nach Rom das zweite große Ziel meiner Tour, die mir zwar einige platte Reifen und gerissene Kettenglieder, aber keinen einzigen Sturz oder gar eine Verletzung beschert hat. Mein Grübeln über die Zwischenbilanz wird jäh, fast auf zynische Art unterbrochen. Über die berühmte Schiffspassage von Korinth führt eine mit Holzplanken ausgestattete Hebebrücke. Einheimische wissen: Hier steigt man als Radfahrer besser ab, denn die Abstände zwischen den Holzplanken sind größer, als man es auf den ersten Blick einschätzt. “Mit jeder Panne wuchs die Gelassenheit” weiterlesen