Der umstrittene Visionär

Vor 200 Jahren wurde in Trier Karl Marx geboren

In: Luxemburger Wort, 5. Mai 2018

Seine Kritiker machen ihn für Unterdrückung und die Massenverbrechen des Kommunismus verantwortlich. Seine Anhänger verehren ihn hingegen als brillanten Analysten der globalisierten kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Vor 200 Jahren, am 5. Mai 1818, wurde Karl Marx geboren. Er ist zweifelsohne nicht nur der berühmteste, sondern auch der umstrittenste Sohn der Stadt Trier.

„Dat is Marx? Dat grüne Ding?“ Laut lachen muss ein älterer Trierer, als er die neu gestaltete Ampelanlage am Simeonstiftplatz bei der Porta Nigra betrachtet. Anders als üblich fordert ihn nicht mehr das klassische „Ampelmännchen“ zum Gehen auf, sobald es grün wird. Das Ampelmännchen ist nun ein Ampelmärxchen: ein nach links voranschreitender Mann mit Rauschebart und einem Buch in der Hand. Der Einheimische ist sofort begeistert: „Dat is mal wat Lustiges! Endlich mal bisschen Farbe und Originalität in der Stadt!“ Der umstrittene Visionär weiterlesen

Die neue Hoffnung der CDU heißt „AKK“

Annegret Kramp-Karrenbauer soll CDU-Generalsekretärin werden

In: www.domradio.de, www.bild.de (auszugsweise), 19. Februar 2018

Vor einem Jahr wurden bereits Abgesänge auf sie geschrieben. Nun macht Annegret Kramp-Karrenbauer Karriere als CDU-Generalsekretärin. Was macht die Noch-Regierungschefin des Saarlands zur Hoffnungsträgerin ihrer Partei?

Saarbrücken (KNA) Der „Schulzzug“ war es, der „AKK“ stoppen sollte. Im Frühjahr 2017 war das, die SPD hatte erst kurz zuvor Martin Schulz mit 100 Prozent zum Vorsitzenden gewählt. Die Landtagswahl im Saarland – der erste Urnengang im Superwahljahr 2017 – sollte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) vom Thron stoßen. Und es sah nicht gut aus für die Christdemokratin – doch am Wahlabend ging sie als klare Siegerin hervor. Der Schulzzug kam ins Stocken. Die neue Hoffnung der CDU heißt „AKK“ weiterlesen

„Sie sollen weitertragen, was wir begonnen haben“

Vor 100 Jahren wurde das Weiße-Rose-Mitglied Willi Graf geboren

In: Münchner Merkur, Lindauer Zeitung, domradio.de, 2.  Januar 2018
Foto: Dominik Holl, Bischöfliche Pressestelle Saarbrücken

Er übernahm die gefährliche Aufgabe in der „Weißen Rose“, Unterstützer für den Widerstand gegen Hitler zu werben: Vor 100 Jahren wurde Willi Graf geboren. Die Kirche will eine Seligsprechung des gläubigen Katholiken prüfen.

Saarbrücken/München (KNA) „Zur Beachtung!“, heißt es in bürokratischem Deutsch auf dem Briefpapier, das die Häftlinge des Strafgefängnisses München-Stadelheim benutzen dürfen. Es folgen eine Reihe von Vorschriften, etwa: „Briefe deutlich und mit Tinte schreiben!“ Die Zeilen, die Willi Graf am 12. Oktober 1943 verfasst, sind in einer klaren, leserlichen Handschrift verfasst – erstaunlich gefasst und aufgeräumt für einen Menschen, der seiner Familie schreibt: „An diesem Tag werde ich aus dem Leben scheiden und in die Ewigkeit gehen.“ „Sie sollen weitertragen, was wir begonnen haben“ weiterlesen

Gier nach unermesslichen Goldschätzen

Völklinger Hütte beleuchtet 3.000 Jahre Hochkultur der Inka

In: Luxemburger Wort u.a., 5. August 2017

Als Amerikas Schätze auf die Gier der Eroberer trafen: Mit der Ausstellung „Inka – Gold. Macht. Gott.“ beleuchtet die Weltkulturerbestätte Völklinger Hütte die 3.000-jährige Geschichte einer untergegangenen Hochkultur.

Nebelverhangener Regenwald. Ein Wasserfall, der sich seinen Weg durch Felsvorsprünge ebnet. Die Dünen der pazifischen Küstenwüste. Großformatige Leinwände zwischen den gewaltigen Rohren und Maschinen der alten Gebläsehalle begrüßen den Besucher. Kaum hat sich das Auge an den überwältigenden Naturlandschaften Perus sattgesehen, eröffnet sich dem Betrachter ein noch prachtvolleres Panorama: Die Andenstadt Machu Picchu, eine Symbiose aus Berggipfeln, Urwald, Terrassen und Häuserruinen auf 2.350 Metern. Zeugnis einer längst untergegangenen Hochkultur, der sich das stillgelegte Eisenwerk nun in einer neuen Sonderausstellung widmet. Gier nach unermesslichen Goldschätzen weiterlesen

Ein Facharbeiter im Weinberg des Herrn

Bisheriger Caritas-Vorsitzender Franz Josef Gebert wird Weihbischof in Trier

In: Paulinus, Domradio, 31.05.2017

Mit dem bisherigen Vorsitzenden der Caritas erhält der Trierer Bischof Ackermann einen sozialpolitisch denkenden Weihbischof: Schon vor der Flüchtlingskrise hat sich Franz Josef Gebert für Schutzsuchende stark gemacht.

68 Jahre, das ist ein Alter, in dem die meisten Menschen schon im Ruhestand sind. „Nun gilt diese Regel für Priester in unserer Kirche ohnehin so nicht“, klärte der Trierer Bischof Stephan Ackermann am Mittwoch ein Dutzend Journalisten auf. Bischöfe etwa geben ihr Amt in der Regel mit 75 Jahren ab. Mit einem großen Karriereschritt, so dachte sich denn auch Franz Josef Gebert, müsste er eigentlich nicht mehr rechnen. Immerhin feiert er am 10. Oktober bereits sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Doch es kam anders. Ein Facharbeiter im Weinberg des Herrn weiterlesen

Wenn aus Hassliebe Stolz wird

Die Stadt Trier und ihr Verhältnis zum berühmten Sohn Karl Marx

In: Luxemburger Wort, auszugsweise dw.com, 14.03.2017

Vor dem 200. Geburtstag von Karl Marx tut man sich in dessen Heimatstadt Trier noch immer schwer mit dem Philosophen. Nun beflügelt China die Diskussion – mit einer sechs Meter hohen geschenkten Statue.

„Und was kommt als Nächstes? Kim Jong-un?“ Missmutig betrachtet ein älterer Trierer Bürger eine hölzerne Konstruktion. Mit Sockel ragt sie rund sechs Meter über den Boden auf. Sie zeigt – zunächst noch im Modell – einen bronzefarbenen, überlebensgroßen Karl Marx (1818-1883) in Gehrock mit rauschendem Bart und energischem Blick. „Das erinnert mich an eine Lenin-Statue“, fühlt sich der Trierer an DDR-Zeiten erinnert. 20 Meter weiter bläst ein NPD-Aktivist unentwegt in seine Trillerpfeife. Dann ruft er: „Nie wieder Marxismus! Nie wieder Marxismus!“ Wenn aus Hassliebe Stolz wird weiterlesen

Die Rückkehr des Wolfs in die Großregion

Interview mit einer Wolfsexpertin und Besuch bei einem Schäfer

In: Luxemburger Wort, 10.02.2017

Es ist wohl keine Frage des ob, sondern eher eine Frage des wenn, bis sich der Wolf auch in Luxemburg seinen Lebensraum zurückholt. 1893 wurde er im Großherzogtum wie in vielen Ländern Europas ausgerottet. In den letzten Jahren hat es in der Großregion mehrere Sichtungen gegeben. Viele Bürger fragen sich: Sind die betroffenen Landwirte, sind die Behörden auf den Beutegreifer vorbereitet? Wir haben mit Betroffenen gesprochen. Wir wollten von einer Wolfsexpertin mehr über den Charakter der Tiere wissen. Und was sagt ein Schäfer zu der Rückkehr des Wolfes? Die Rückkehr des Wolfs in die Großregion weiterlesen

„Die Mariensäule ist mein Leben“

Für 150 Jahre altes Denkmal seilt sich Michael Blum 35 Meter ab

In: Paulinus, katholisch.de u.a., 8. Oktober 2016

Seit 150 Jahren thront die Mariensäule über den Dächern von Trier. Für Michael Blum gehört das Wahrzeichen zur Familie: Wie schon sein Großvater reinigt er es ehrenamtlich – und seilt sich dafür bis zu 35 Meter ab.

Endlich geschafft! Eine Schulklasse auf Wandertour macht es sich am Fuß der Trierer Mariensäule gemütlich. Dort oben, auf den Stufen des Denkmalsockels in 180 Metern Höhe über dem Moseltal, genießen die Jugendlichen den Blick auf die Römerstadt. Bei dem herrlichen Panorama fällt es kaum auf, dass viele der mitgebrachten Tüten und Verpackungen auf dem Boden landen, wo sie sich mit den vorhandenen Scherben von Bierflaschen vermischen. „Die Mariensäule ist mein Leben“ weiterlesen

Regentin statt Richterin

Syrerin Ninorta Bahno wird zur Trierer Weinkönigin gekrönt

In: Welt online, N24.de, Saarbrücker Zeitung u.a., Juni bis August 2016
Text und Fotos: © Michael Merten

Vor vier Jahren floh sie vor dem Krieg in ihrem Heimatland Syrien – am 3. August wird Ninorta Bahnho zur Trierer Weinkönigin gekrönt. Es ist die Geschichte einer Integration in Siebenmeilenschritten.

Mit wachsamem Blick beobachtet Ninorta Bahno die Handbewegungen von Renate Kreber. An einem verregneten Nachmittag im Juni ist die 25-jährige Syrerin eine wissbegierige Schülerin in einem Trierer Weinberg. Von der 79-jährigen Winzerin lässt sie sich zeigen, wie man die Weinreben so festbindet, dass sie gerade nach oben wachsen. Eigentlich hat Bahno jetzt Feierabend, doch das spielt für sie keine Rolle: Sie will mehr über die Winzerhandwerkskunst erfahren. Regentin statt Richterin weiterlesen

Weder großer Kaiser noch grausamer Despot

Drei Trierer Museen zeigen Nero in neuem Licht

In: Paulinus, 22. Mai 2016
Text und Fotos: © Michael Merten

Den römischen Kaiser Nero betrachten viele Menschen noch immer als grausamen Tyrannen, der Rom anzündete. Drei Trierer Museen zeigen ihn in neuem Licht und verdeutlichen mit einer großen Nero-Schau, wie veraltet dieses Bild ist.

„Was? Wie können Sie denn eine Ausstellung über diesen Mann machen?“, gibt Elisabeth Dühr Reaktionen auf die Ankündigung wieder, eine große Schau über den römischen Kaiser Nero zu machen. Nero, das ist für viele Menschen noch immer der Inbegriff des unmoralischen Despoten, der furchtbar gegen die frühen Christen wütete. Durch die christliche Überlieferung, noch viel stärker aber durch Hollywoodfilme wie „Quo vadis?“ ist dieses Bild geprägt, sagt die Leiterin des Stadtmuseums Simeonstift in Trier. Weder großer Kaiser noch grausamer Despot weiterlesen